CLUNY wird 66 – fängt das Leben jetzt erst richtig an?

Text und Fotos: Dr. Reinhard Behrens
 

Hier wird berichtet über die traditionelle große Jahresfeier der Deutsch-Französischen Gesellschaft CLUNY  – Ausgabe 2013 am 30.11.2013 in der Handelskammer. Sie findet immer um den 27. November statt, unseren CLUNY-Geburtstag, und der wichtigste Inhalt ist die Übergabe des Prix CLUNY für herausragende Abitur-Leistungen im Fach Französisch.

Hubert Depenbusch, dessen jetzt siebenjähriges Kind der Prix CLUNY ist, führte im Albert-Schäfer-Saal die knapp 140 Anwesenden durch ein Programm mit klugen Reden und einer ganz besonderen Musik.

Das “Duo Tastenzauberschlag“ mit Elisaveta Ilina (Klavier) und Sönke Schreiber (Marimba) wurde seinem Namen gerecht. Die beiden verzauberten mit ungewohnten Klängen bei ihren Bearbeitungen modernerer Stücke, aber sie gaben auch Franz Liszt einen neuen, außergewöhnlichen Ausdruck. Zuletzt als Kabinettsstück und als Illustration eines Aspekts von Vorstandsarbeit „Die Schreibmaschine“, eine Komposition von Leroy Anderson für Reiseschreibmaschine und Klavier.

Dr. Jens Breitengross, Vize-Präses der Hamburger Handelskammer und CLUNY-Mitglied begrüßte die Anwesenden und setzte das fröhliche Thema für den Abend: Mit Verweis auf einen sehr bekannten und deshalb glaubwürdigen Sänger erinnerte er die Anwesenden daran, „dass mit 66 Jahren…“ das Leben erst richtig anfängt – erfreulich für viele anwesende Mitglieder und auch für die um 20 Jahre jungen Preisträger, denen so noch ca. 46 Jahre Vorlauf versprochen wurde. Der Redner sagte für die Handelskammer weitere Unterstützung zu (schon die Leihe des schönen Saales ist ein großes Geschenk!). Frankreich wünschte er alle Kraft für die Weiterführung der notwendigen Reformen und er setzte auch für den nachfolgenden Schulsenator ein bildungspolitisches Thema: Die Kammer ist der Meinung, dass das Französische in Hamburger Schulen mehr Raum im Unterricht verdient.

Thies Rabe, Hamburger Senator für Schule und Berufsbildung, nahm in seinem Grußwort diesen Hinweis nicht sofort auf, erst einmal freute er sich mit uns über die Wahl des Namens unserer Gesellschaft und bekannte, dass er über das Kloster CLUNY eine Examensarbeit geschrieben habe. Das Kloster mit bis zu 1200 Tochterklöstern hätte kulturell schon im frühen Mittelalter eine europäische Einheit vorweggenommen. Einer besonderen Stärkung des Französischen in den Hamburger Schulen wollte der Senator allerdings nicht nähertreten. Er lobte die Kulturenvielfalt Hamburgs, festzumachen an 44% Grundschulkindern mit Migrationshintergrund (Sachsen 2,8%), diese trage die Stärke der  Stadt mit. Und in eben dieser Vielfalt sei der sehr anerkannte Prix CLUNY ein wichtiges Mittel, um das Französische aufzuwerten. Als der Verfasser dieser Zeilen ihm nach dem Vortrag den Wunsch von CLUNY zuflüsterte, dass zwei Fremdsprachen im Abitur doch ein Ziel sein könnten, kam die Antwort entschieden und ironisch, dass er dies sogleich einführen würde. Mal sehen…

Hubert Depenbusch stellte dann den Festredner des Abends vor, den neuen französischen Generalkonsul Serge Lavroff, der mit seiner Partnerin gekommen war. Er war vor Hamburg in China eingesetzt gewesen. Monsieur le Consul Général hielt seine Ansprache in französischer Sprache. Die Übersetzung hatte eine unserer CLUNY-Preisträgerinnen 2012, Marie Mikuteit, übernommen. Sie hatte schon im letzten Sommer sehr professionell eine Sitzung deutscher und französischer Bildungspolitiker in Hamburg moderiert. Der Stolz auf unsere Preisträger sollte sich im Verlauf des Abends noch weiter steigern. M. Lavroff bestätigte uns, wie wichtig für die Zivilgesellschaft und die Verständigung zwischen unseren Völkern die Arbeit der  deutsch-französischen Gesellschaften ist und freute sich auf die Zusammenarbeit mit CLUNY. Auch er betonte die Wichtigkeit der Zweisprachigkeit. So sehr das Französische seine Mutter- und Kultursprache sei, so wichtig sei ihm auch das Deutsche, seine erste Fremdsprache, die er nach der Zeit in China wiederbeleben will.

Dann übernahm Dr. Michael Just die Vergabe der Preise, stellte die Jury vor, der er und Frau Wassener und Herr Albrecht angehörten. Doch zuerst berichteten zwei Preisträgerinnen des Vorjahres, Hannah Kurz und Marie Mikuteit, von ihren Aktivitäten im vergangenen Jahr. Hannah war 2012 zur Zeit der Preisverleihung in Australien, hat mit dem Preisgeld dann in Frankreich ein Praktikum bei „Emmaüs“, einer ehrenamtlichen Wohlfahrtsorganisation für Obdachlose, gemacht und studiert jetzt Politik und Internationale Beziehungen. Marie hat in Marseille die Europäische  Kulturhauptstadt 2013 erkundet, speziell auf den Spuren dortiger Krimiautoren und betreibt einen „blog littéraire“, den man sich gern ansehen darf (monmarseille.blogspot.fr). Bei den Anwesenden – darunter auch einem ehemaligen Schulsenator – fanden beide Damen hohe Anerkennung.

Die CLUNY-Preisträger werden nicht nur nach den schulischen Leistungen ausgewählt. Im Sinne einer Arbeit in und für Europa fordern die Ausschreibungsbedingungen auch soziales Engagement in der Schule oder der Gesellschaft – und solche hochengagierten jungen Leute sind dann auch nicht untätig, konkret heißt das, dass sie nach dem Abitur im Juni oft irgendwo in der Welt sind, eine globalisierte Generation, wenn die Jury nach Vorschlägen der Schulen im November entscheidet. So hatten wir auch in diesem Jahr nur zwei der vier Ausgezeichneten real auf der Bühne, die anderen beiden wurden von Angehörigen vertreten, die sich nicht weniger freuten. M. Lavroff übergab die Preise, zuerst persönlich an Anna Susabowska von der Sophie Barat-Schule, die eine Hälfte des gesplitteten 3. Platzes erhielt. Für sie ist Frankreich die dritte Heimat, denn ihre Muttersprache ist Polnisch. Ihre Mitpreisträgerin Marie Michel vom Gymnasium Othmarschen macht einen Sprachkurs in Salamanca, ihre Lehrerin vertrat sie. Den 2. Preis nahm für Lara Katharina Irmer ihre Tante entgegen. Lara Katharina besucht nach dem AbiBac am Gymnasium Osterbek in Montluçon eine „classe préparatoire“ und steuert eine der Elite-Hochschulen an. Als Schülerin hat sie schon Deutschland im Europäischen Schülerparlament vertreten. Den ersten Preis konnte Franziska Barnhusen vom Gymnasium Süderelbe selbst entgegennehmen – eine bemerkenswerte junge Dame. Sie war Jurymitglied bei der Auswahl des besten französischen Jugendbuches („Prix des Lycéens allemands“). Sie hat am Brigitte Sauzay-Programm und an Austauschprojekten mit den USA und Indien teilgenommen.

Besonders gefreut haben wir uns, dass oft auch die Lehrkräfte der ausgezeichneten Schüler gekommen sind – denn diese Auszeichnung ist auch eine für die Lehrenden und ihre Schulen. Wir alle bis hin zum Senator können stolz sein auf die jungen Leute, die an diesem Abend vorgestellt wurden!

Zuletzt hat der Vorsitzende in aller Form mit Blumenstrauß auch Frau Edeltraut Stichel gedankt für ihre 5 Jahre als Leiterin des CLUNY- Damenkreises, der seit vielen Jahren für seine Mitglieder gesellige und kulturelle Treffen vorbereitet – und manchmal sogar die andere Hälfte der Menschheit zulässt. Mit Frau Helena Paetow-Stiegen und Frau Gisela Krämer hat sie würdige Nachfolgerinnen gewonnen.

Nach zwei fröhlichen und würdigen Stunden begann der informelle und essentielle Teil der allermeisten CLUNY-Ereignisse: „Le pot de l’amitié“, den diesmal wieder Schülerinnen und Schüler der G3, der Gewerbeschule für Ernährung und Hauswirtschaft,  über deren Schülerfirma ausgerichtet haben mit sehr leckeren Häppchen und gutem Wein. Diese zwei folgenden Stunden können hier undokumentiert bleiben. Oben das Abschiedsbild der hochaktiven Truppe, die uns unter der Leitung ihrer Lehrerin Fr. Zemke und Ihres Lehrers H. Liebig sehr aufmerksam bedient hat. Allen Aktiven für diesen Abend herzlichen Dank!

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