Die Autorin und Journalistin DOAN BUI bei Cluny

Im Rahmen der „Tage des Exils“ hat Doan Bui Le silence de mon père, L’iconoclaste, Paris, 2016, (Das Schweigen meines Vaters) am 28. Juni in der wunderbaren Bibliothek des Warburg-Hauses vorgestellt. Philippe Wellnitz, eminenter Germanist, der ihr Werk für den Sujet-Verlag (Bremen) übersetzt, übernahm die Wiedergabe auf Deutsch.

In Le silence de mon père schildert Doan Bui ihre Recherchen um das Leben des Vaters, sie erforscht die Gründe für seine Schweigsamkeit. Die Leser begleiten die Autorin Schritt für Schritt in ihren Entdeckungen.

Die Veranstaltung wurde von der Moderatorin Irène Drexel-Andrieu mit einer tabellarischen Aufstellung der vietnamesischen Geschichte parallel zum Leben des Vaters eingeführt, um die Situation der Hauptperson besser nachvollziehen zu können.

Doan Bui schilderte dann, wie sie in ihrem Streben eine perfekte Französin zu sein, sich nie für die Exilgeschichte ihres schweigsamen Vaters interessiert hatte. Es änderte sich als sie schwanger wurde und anfing darüber nachzudenken, was sie ihrem Kind weitergeben will oder anders ausgedrückt, welche ihre Wurzel sind. Aber inzwischen hatte ihr Vater einen Schlaganfall erlitten und konnte sich nicht mehr verständlich machen. Die Zuhörer lauschten gebannt, Doan Buis Berichte über die gebrochene Persönlichkeit der Exilväter, die dynamischen Exilmütter und die „Bananenkinder“, die außen gelb, aber innen französisch (weiß) sind. Sie begeisterte das Publikum durch ihre Lebendigkeit, ihre natürliche Art auf jede Frage einzugehen und die zahlreichen eingeflochtenen Informationen zu der Kultur und der Sprache Vietnams.

Auch Philippe Wellnitz beeindruckte die Zuhörer durch seine präzise und muntere Übersetzung.

Nach fast zwei Stunden musste das Gespräch mit dem Publikum leider beendet werden, aber eine ständige Traube von Menschen um Doan Bui während des traditionellen «Verre de l’amitié» zeigte, wie sehr die angeschnittenen Themen des Exils, der Identität und der Integration alle berührten.

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