Gedenkfeier in Maillé zum 78. Jahrestag des Massakers am 25. August 2022

Wie in den Jahren zuvor haben wir an der Gedenkfeier für das Massaker in Maillé-en-Touraine am 25. August 1944 teilgenommen. Wir haben für Cluny ein Blumengebinde am Gedenkstein auf dem Friedhof für die 124 umgebrachten Menschen niedergelegt (siehe Fotos). Mit Einverständnis unseres Vorstands haben wir bei dem Schleifenaufdruck auf die Worte „in ewiger Scham“/“remords éternels“ verzichtet, weil es für unsere französischen Mitglieder keinen Grund für ein solches Bekenntnis gibt. Wie immer waren wir Teil einer kleinen, diesmal mit neun Personen besetzten Delegation aus Deutschland unter der Leitung von Gegen Vergessen – Für Demokratie. Außer uns gehörte auch, wie immer, ein Vertreter von und Pax Christi dazu.

Ehepaar Vogel verneigt sich vor dem Gedenkstein-2022

Da unser Auftreten in Maillé inzwischen schon zu einer kleinen Tradition geworden ist und wir jedes Mal darüber berichtet haben, müssen wir jetzt nicht erneut auf die schrecklichen Ereignisse in Maillé an jenem 25. August eingehen. Aufgefallen ist uns, den Gästen aus Deutschland, dass wir diesmal deutlich aufmerksamer, ja freundschaftlich aufgenommen wurden als bei den bisherigen Besuchen. Wir waren überall herzlich willkommen, was uns sehr gefreut hat.

Eine Besonderheit der diesjährigen Gedenkfeier möchte ich hervorheben: Wir wurden von einem jungen französischen Paar, das einen Dokumentarfilm über das Gedenken in Maillé heute, nach so vielen Jahrzehnten, dreht, begleitet. Die wichtigsten Fragen, die der Film stellt, lauten, was uns aus Deutschland nach Maillé zur Gedenkfeier führt, und was für die Zeitzeugen des Mordens und die nachfolgenden Generationen die Erinnerung an das Verbrechen bedeutet und wie sie sich vorstellen können oder wünschen, wie es mit den Gedenkfeiern weitergehen sollte. Zu den Interviewten gehörte auch ich, Barbara, die persönliche Scham und Empathie mit berufsmäßiger Neugier einer Historikerin verbindet.  

Cluny in Maillé ©-2022

Wir sind gespannt, wie der hoffentlich gelingende Film aussehen wird. Er wird finanziell entscheidend vom deutsch-französischen Bürgerfonds unterstützt. Zu dessen Förderungsbedingungen gehört, dass ein kleiner Anteil an den Produktionskosten von deutscher wie französischer Seite aufgebracht wird. In diesem Fall sind das unsere Organisation Gegen Vergessen – Für Demokratie und das Maison du Souvenir in Maillé.

Frau Prof. Vogel bei der Interview

Uns ist der Gedanke gekommen, ob es nicht für Cluny interessant sein könnte, eine Veranstaltung über die Filmarbeit (und den fertigen Film) ins Auge zu fassen. Der Filmer spricht nicht Deutsch, aber seine Frau, Layla Kiefel, stammt aus deutsch-französischer Familie und spricht fließend Deutsch. Sie hat die Interviews geführt. Sie ist Historikerin und schreibt ihre Dissertation (im Rahmen einer deutsch-französischen Promotion) über Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Wir haben sie im Frühjahr dieses Jahres auf einer Tagung gehört mit einem Vortrag über „Frauen im ISK“ (Der Internationale Sozialistische Kampfbund war in der Zwischenweltkriegszeit eine sehr kleine politische Organisation, gegründet von dem Philosophen Leonard Nelson).

Einen weiteren Gedanken von uns möchte ich außerdem anfügen, weil es ein Beitrag nicht nur zur Frage der Erinnerungskultur, sondern auch zu dem uns interessierenden Thema, wie Kommunalpolitik in Frankreich in einem kleinen Ort funktioniert, wäre. Wir könnten den bisherigen, langjährigen Bürgermeister Maillés, Bernard Èliaume mit oder ohne einige „Zeitzeugen“ zu uns einladen. Er ist ein nachdenklicher, engagierter Kommunalpolitiker mit reicher praktischer Erfahrung.

Barbara und Michael Vogel

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